Was ist ein Abschlussagent?

Sie haben sich schon einmal gefragt, was die Vorteile eines sogenannten Assekuradeurs sind und was eigentlich dessen Tätigkeitsfeld ist? Wir haben für Sie alles Wesentliche über den sogenannten „Abschlussagenten“ und welche Vorteile eine Zusammenarbeit insbesondere für Versicherungsmakler bietet.

Managing general agent, Assekuradeur, Abschlussagent – es gibt viele Begriffe für Versicherungsagenten, die eine Zeichnungsberechtigung eines Versicherers besitzen. Die Tätigkeit dahinter, die am ersten Moment eventuell etwas unklar oder zumindest ungeläufig erscheint, ist im Prinzip ganz einfach zu erklären:

Anders als ein Versicherungsagent, der „nur“ zur Vermittlung vom Versicherer bereitgestellter Produkte berechtigt ist, darf der Assekuradeur gewisse Risiken selbst zeichnen. Das bedeutet, dass er in die Rolle des Versicherers schlüpft und (im Rahmen seines Zeichnungslimits) gewisse Produkte selbst konzipieren und vertreiben darf.

Klasse statt Masse?

Sie fragen sich jetzt vielleicht, wofür man ein solches Modell überhaupt benötigt, denn schließlich besitzen die meisten Versicherer ohnehin eine eigene Underwriting– und Schadenabteilung sowie ein entsprechendes Makler- und Vertriebsservice? Die Antwort auf diese Frage liefert ein simples Wort: Nischenprodukte.

Sie werden am Markt kaum Abschlussagenten finden, die „herkömmliche“ Massensparten als deren Hauptgeschäftszweig nennen, denn das Geschäftsmodell liegt darin, als Spezialist in gewissen Nischen tätig zu sein. Einige Beispiele hierfür wären Sparten wie die Seefahrt, aber auch komplexe technische Versicherungen oder Vermögensschadenhaftpflichtversicherungen gehören dazu.

Vier Vorteile eines Abschlussagenten

Im Endeffekt bietet das Assekuradeur-Modell sowohl für Versicherer als auch für Vertriebspartner wie Versicherungsmakler einige wesentliche Vorteile:

Während Versicherer meist nach dem Ziel streben, ihre Versicherungsprodukte an eine breit gefächerte Kundengruppe zu streuen und somit das Massengeschäft in den Vordergrund stellen, agieren Assekuradeure nach dem Prinzip, ihre Produkte möglichst gezielt an die Kundschaft anzupassen.

Was dem Abschlussagenten hier besonders zugutekommt ist einerseits dessen Erfahrung und Spartenspezialisierung, aber auch die Tatsache, dass er Risiken (in gewissem Rahmen) selbst einschätzen, bewerten und zeichnen kann.

Für Kunden und Vertriebspartner ergibt sich dadurch mehr Spielraum bei der Konzeption von Versicherungsprodukten, verglichen zu den vorgefertigten und meist nur gering abänderbaren „Packages“ von Versicherungsunternehmen.

Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist die Geschwindigkeit, mit der Anfragen im Normalfall abgearbeitet werden können. Dies ist auch ein Mitgrund, warum sich Versicherer in komplexen Nischensparten dazu entscheiden, ihr eigenes Underwriting sozusagen „auszulagern“, indem sie einen Assekuradeur eine Zeichnungsvollmacht überlassen.

Denn während nicht alltäglicher Anfragen in großen Versicherungshäusern oft einige Abteilungen durchlaufen müssen und an diese viele verschiedene Mitarbeiter angebunden sind, gehören solche Anfragen bei Abschlussagenten zum Tagesgeschäft. Für Kunden und Vertriebspartner ist meist klar, wer der zugehörige Ansprechpartner ist, außerdem erfolgt die Abwicklung im Bestfall schnell und flexibel.

Versicherungsunternehmen besitzen oft die Problematik, die sich stetig ändernden Kundenbedürfnisse zu erkennen und ihre Produkte entsprechend anzupassen, da sie nicht direkt mit den (potentiellen) Kunden in Kontakt geraten. Umgekehrt besteht für Versicherungsvermittler die Herausforderung, die Bedürfnisse ihrer Kunden beim Versicherer durchzusetzen und diesen zu einer maßgeschneiderten Angebotslegung zu bringen.

Der Abschlussagent besitzt hierbei den „best of both worlds“ Vorteil – auf der einen Seite den direkten Kontakt zu Kunden und Vertriebspartnern, auf der anderen die Verbindung zum Versicherer. Im Zusammenhang mit der eigenen Zeichnungsberechtigung können somit dynamische Versicherungslösungen geschaffen werden, die an die Bedürfnisse der Kunden angepasst sind.

Der letzte und womöglich ausschlaggebendste Vorteil liegt in der Spezialisierung auf die genannten Nischensparten. Als Experte auf seinem Gebiet agiert der Assekuradeur einerseits als Versicherungsvertreiber, andererseits für Kunden und Partner als Ansprechmöglichkeit bei Fachfragen und Schadenfällen.

Während Versicherungsprodukte ohnehin oft eine gewisse Grundkomplexität aufweisen und nicht leicht zu „durchschauen“ sind, wird es im Bereich nicht-alltägliche Sparten häufig noch herausfordernder für Kunden und Versicherungsvermittler.

Einerseits mangels entsprechender Vergleichbarkeit, aber auch, weil man sich womöglich nicht tagtäglich mit gewissen Nischenprodukten auseinandersetzt. In solchen Fällen kann ein Abschlussagent als helfende Hand zu Seite stehen und bestmöglich dabei unterstützen, eine passende, maßgeschneiderte Versicherungslösung zu finden.

Spezialist und Schnittstelle

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Assekuradeure keine „herkömmlichen“ Versicherungsvermittler sind, sondern als Spezialisten in gewissen Bereichen auftreten. Als Schnittstelle zwischen Markt und Versicherer bieten sie sowohl ihren Kunden, aber auch Vertriebspartnern einige wesentliche Vorteile – wie beispielsweise Flexibilität, Fachwissen und die Fähigkeit, maßgeschneiderte Versicherungslösungen zu konzipieren. Eine Tätigkeit, die sich auszahlt: und zwar für alle Parteien.

Wiener Neustadt, am 14.11.2023

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